Europäische Unternehmen erwägen den Rückzug aus China

Fast jedes vierte europäische Unternehmen, das in China tätig ist, denkt darüber nach, seine Investitionen aus China abzuziehen und in andere Länder zu verlagern, schreibt Bloomberg unter Berufung auf Daten einer von der Handelskammer der Europäischen Union durchgeführten Umfrage. 16 % der befragten Unternehmen erwägen einen Umzug nach Südostasien, 18 % in den asiatisch-pazifischen Raum, 19 % suchen nach Standorten in Europa, 12 % in Nordamerika und 11 % in Südasien. Gleichzeitig beklagten 78 % der Befragten, dass das Geschäftsumfeld in der VR China aufgrund von Anti-Covid-Beschränkungen weniger attraktiv geworden ist.

Der Botschafter der Europäischen Union in China, Nicolas Chapuis, erklärte seinerseits, dass europäische Unternehmen Entscheidungen über neue Investitionen "aufschieben", aber bisher "niemand geht". Nach Ansicht des Politikers warten nun alle auf die Strategie Pekings zur Aufhebung der Coronavirus-Beschränkungen. Und Peking hat kürzlich damit begonnen, einige Coronavirus-Beschränkungen zu lockern.

Die Beziehungen zwischen den europäischen Ländern und der VR China waren stets ruhig und berechenbar. Im vergangenen Frühjahr verhängte die EU jedoch restriktive Maßnahmen gegen Peking und warf dem Land "systematische Menschenrechtsverletzungen" vor. China reagierte mit Sanktionen gegen 10 europäische Politiker und Akademiker sowie vier juristische Personen aus der EU und warf Brüssel vor, sich in die Angelegenheiten der autonomen Region Xinjiang-Uigurien einzumischen.

Darüber hinaus haben sich die Beziehungen zwischen der EU und China im Zuge der Ukraine-Krise angespannt. Brüssel hat Peking aufgefordert, sich auf die Seite des Westens zu stellen und Moskau nicht bei der Umgehung der Sanktionen zu helfen. Außerdem wächst die Befürchtung, dass China selbst aufgrund der Entwicklungen in Taiwan Sanktionen ausgesetzt werden könnte.

In letzter Zeit wurden immer mehr Produktionsstätten in Süd- und Südostasien - Vietnam, Malaysia, Indien, Indonesien und Pakistan - eröffnet oder dorthin verlegt. Auf diese Weise hat sich China auf den Abzug westlicher Unternehmen vorbereitet. In den letzten Jahren hat Peking westliche Unternehmen und Gemeinschaftsunternehmen entweder vollständig aufgekauft oder seinen Anteil an ihnen ausgebaut.